Kabarett am 17.10.2021

Zwei für den Preis von beiden. Der Rest ist für Sie.

Von Angelika Knöpker

Walstedde. „Aus dem tiefen Tal der kulturellen Finsternis" führte Professor Dr. Josef Weglage am Sonntagnachmittag die Besucher im vollbesetzten Saal des Hotels „Leib & Seele" am Gesundheitszentrums. Im Namen der „Akademie Gegenwart" begrüßte er gemeinsam mit Rudi Marhold Kai Magnus Sting und Fritz Eckenga zu einer Literaturlesung der besonderen Art. Die beiden Poeten aus dem Ruhrpott begeisterten das Publikum mit einer bunten Mischung aus Satire und Comedy. Jeder war eine Klasse für sich -Eckenga als Poet, Sting als Wortakrobat-gemeinsam war das Duo unschlagbar. „Wir spielen hier nicht für Gage, sondern für Nordsturm", zeigte es gleich zu Beginn seine Begeisterung für das hochprozentige Getränk aus der Region.

Als Rekordmeister im Reimen zog Fritz Eckenga alle Register seines Könnens. Er machte keinen Hehl daraus, dass die Zeit des Lockdowns für ihn isoliert und ohne Auftritte schwierig, aber auch kreativ war. Sein „Erlebnisbericht" über den großen Ansturm verkleideter Kinder an Halloween löste Mitleid aus. Dem „herbstlichen amerikanischen Karnevalsexport" begegnete er mitBeschimpfungen, der Vergabe kompostreifer Äpfel und der Verpflichtung, 20 der 95 Luther-Thesen auswendig zu lernen. „Süßes begehren, Saures gegeben", schilderte er sein Verhalten. Kai Magnus Sting brachte das Publikum lebhaft und in seiner unnachahmlichen Ruhrpott-Sprache mit permanenten Wiederholungen zum Lachen wie die Diskussion über den Kauf eines Roggen-Mischbrotes oder Butterkuchens, aus dem nach dem geschickten Verkaufsverhalten der Bäckerei-Fachverkäuferin Rhabarberkuchen wurde.

Auch Zwischenmenschliches durfte nicht fehlen. So geriet der Kommentar über die Kochkunst seiner „ständigen Begleiterin": „ Es schmeckt nicht schlecht" zu einer echten Ehekrise, die in der Aussage gipfelte, „meine Mutter hätte an die Sauce etwas mehr Pfeffer gemacht, und das Wild ist zäh. ."

Eine Brücke zur Versöhnung schlug Fritz Eckenga mit : „Komm zurück, dann sind wir quitt, und bring noch was vom Griechen mit." Sein Rat für trübe Herbsttage: „ dann hilft kein Gott und kein Gedicht, dann hilft Dir nur ein Schmorgericht." 

Aus seiner Abneigung gegenüber dem November macht er keinen Hehl, verpackt sie geschickt. „ Du bist ein Arschgesicht," um wenig später in einem Widerruf zu sagen: „ Wir lieben Dich für deine Launen, bleib wie Du bist und sei geküsst." 

Gut gelaunt ließen die Besucher die humorvolle Veranstaltung mit einem Umtrunk ausklingen. Ernster geht es am Sonntag, 14. November, ab 17 Uhr im Hotel „Leib & Seele" zu. Dann geht es um das Streitthema „Das Recht auf Sterben-mit Hilfe anderer?" Referenten sind Dr. Michael de Ridder, Wolfgang Putz, Anne Schneider und Dr. Nikolaus Schneider.


powered by webEdition CMS