Vortrag von Dr. Quarch am 05.11.2023

Reise zum Sinn des Lebens. Dr. Quarch begeistert mit lebendigem Vortrag

Von Mechthild Wiesrecker

Walstedde – Die Vorträge in der „Akademie Gegenwart" beinhalten existenzielle Fragen des Lebens. Am Sonntag widmete sich der bekannte Bestseller-Autor, Philosoph und Hochschullehrer Dr. Christoph Quarch in seinem Vortrag „Das große Ja – Wie wir den Sinn des Lebens finden können" auf beispiellose Weise einem Thema, das wohl alle beschäftigt.

Vermutlich jeder der gut 70 Anwesenden war mit großen Erwartungen in den Vortrag von Dr. Quarch ins Hotel „Leib & Seele" gekommen. Dass diese aber noch weit übertroffen werden würden, hatten sie wohl nicht geahnt. Der Philosoph nahm seine Zuhörer mit auf eine spannende und eindrückliche Reise zum Sinn des Lebens. Durch seine eigene Begeisterung und seinen lebendigen Vortrag gelang es ihm, die Besucher regelrecht zu fesseln.

Zur Begrüßung stellte Prof. Dr. Dr. Josef Weglage den Referenten als „bodenständigsten Philosophen Deutschlands" vor. „Das passt ganz gut zu Walstedde", resümierte er. Seine Vita sei so lang, dass er sie in der Kürze gar nicht ausbreiten könne. Darum freue er sich außerordentlich, den Autor für den Vortrag gewonnen zu haben. Bevor der eigentliche Vortrag begann, stimmte Simon Wiesrecker musikalisch auf das Thema ein. Dazu hatte er das Stück „Aquarium" von Camille Saint-Saëns und von Charlie Chaplin das Lied „Smile" mitgebracht. Chaplin, so erklärte der Walstedder Pianist, sei auch Philosoph gewesen. So passe der Satz des Liedes „Lache, selbst wenn Wolken am Himmel sind, denn vielleicht scheint morgen wieder die Sonne" gut zum Abend.

Jeder beschäftige sich irgendwann mit der Frage nach dem Sinn, erklärte Quarch. Schon Sokrates habe erkannt, dass alle auf der Suche nach Sinn seien, ob sie sich darauf verstehen oder nicht. Die Sinnsuche treibe Menschen in der Wissenschaft, Kunst, Religion und sogar in der Wirtschaft voran. Der Mensch brauche Sinn, um dem Leben Orientierung und Richtung zu geben, sagte der Referent.

Mehr und mehr erlebten Menschen heute aber eine Sinnkrise, ja sogar eine Sinnfinsternis. Dies sei eine Folge der Informationsflut, des Verlustes der sinnstiftendenden Religionen sowie falscher Ideologien und Versprechen. „Statt den Sinn wirklich zu suchen, flüchten Menschen in den Konsum, vertrauen den Versprechen der Werbung", erklärte Quarch. Die digitalen Medien seien dabei keine Hilfe, sondern verschärften das Problem. In der Folge gebe es eine Zunahme an Krankheiten und psychischen Symptomen. Das große Problem der Gegenwart sei, dass Menschen den Sinn für den Sinn verloren hätten.

Um den Sinn zu finden, müsse man verstehen, was Sinn eigentlich ist. In drei Anläufen versuchte Dr. Quarch, dem Sinn auf die Spur zu kommen. Als Ausgangsbasis bezog er sich auf den bekannten Psychologen und Philosophen Viktor Frankl, der in seinem Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen" beweist, dass eine Sinnperspektive Menschen auch unter widrigen Umständen am Leben halten kann. Dazu zitierte er einige bemerkenswerte Passagen aus Frankls Buch. Klar und verständlich erarbeitete Dr. Quarch, wie es Frankl gelang, mitten im gräulichsten Grau des Konzentrationslagers ein „sieghaftes Ja, ein Ereignis des Sinns" zu erleben.

Auch die tragfähigsten Theorien bekannter Philosophen der Jahrhunderte durchleuchtete Quarch. Dazu gehörten Sinn als Bedeutung, als Zweck, als Wert und als Werk. Letztere verglich er mit Viktor Frankls „sieghaftem Ja", unterzog sie dem „Frankl-Lackmustest". Alle Thesen konnten dem Test nicht standhalten. Der Sinn, so philosophierte er, könne nicht allein im Äußeren gefunden werden, der Zweck funktioniere nur bei Gegenständen und auch das moralische Erleben genüge nicht. Selbst die populärste These „Sinn ist etwas, was man selbst machen kann", halte der Realität auf Dauer nicht stand.

Am Ende führte Christoph Quarch seine Zuhörer zum wahren Sinn, der nicht im Innen und nicht im Außen gefunden werden könne. Der Sinn, so stellte er fest, liege im Zwischenraum zwischen dem „Uns" als Subjekt und dem „Wir" als Objekt. Der Sinn öffne sich, wenn man das Gespräch mit der Welt suche. Das setze voraus, sich zu öffnen, zuzuhören, zu verstehen, zu antworten und Ja zu sagen. In Übereinstimmung mit der Welt finde sich der Sinn.

Bleibt die Frage, wie der Sinn für den Sinn gefunden werden kann. Darauf hatte der Philosoph eine einfache Antwort: „Es ist die Liebe. Wer in der Liebe ist, erfährt Sinn." Dabei sei es egal, ob es Liebe zum Partner, seinem Kind oder Gott ist. Viktor Frankl habe den großen Wert Sinn auf vertrauliche Weise klein gemacht und mit einer ungeheuren Kraft ausgestattet, schloss Quarch seinen philosophischen Vortrag.

Nach fast zwei Stunden Sinnsuche gab es lang anhaltenden Applaus für einen, wie Dr. Weglage betonte, „brillanten Vortrag". Anschließend bestand die Möglichkeit, das Buch des Autors („Das große Ja") zu erwerben, es signieren zu lassen und miteinander ins Gespräch zu kommen.


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